Wenn man einen gefüllten Teller vor sich hat, achtet man vielleicht nicht unbedingt auf seine Umgebung. Manchmal hebt man aber doch den Blick und entdeckt dabei kleine Details. Dabei trägt alles zum allgemeinen Eindruck von Harmonie bei. Die Einrichtung eines Restaurants ist ein wichtiger Faktor für ein gelungenes gastronomisches Gesamterlebnis.
Veröffentlicht im esMADRIDmagazine September 2024
Im September wird Madrid zur Metropole in Sachen Design. So steht etwa die Mercedes-Benz Fashion Week ganz im Zeichen der Modebranche, in erster Linie der spanischen Modeschöpfer.
Das Open House gewährt Einblick in zahlreiche Studios, in denen die derzeit führenden Designer an Dingen arbeiten, die auf die eine oder andere Weise unseren Alltag verändern.
Kurz darauf folgen mit der Architekturwoche und Madrid Otra Mirada zwei Events, die Bewohner und Besucher stets faszinieren. Hier hat man Gelegenheit, Gebäude zu besichtigen, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind.
Sobald der Herbst kommt, hält man sich wieder mehr drinnen auf und achtet stärker auf Details, die man täglich um sich hat, vielleicht aber nicht bemerkt. In sämtlichen Madrider Stadtteilen gibt es unzählige Restaurants – manche von eher traditioneller Prägung und andere besonders trendige.
Und das nicht nur in Sachen Speisekarte. Denn ihnen allen ist eines gemein – hier isst das Auge mit. Einfach schöne Restaurants!
Paseo de la Castellana, 57 (Hotel Hyatt Regency Hesperia). GREGORIO MARAÑÓN. Tel. 91 108 62 77
Zwei Michelin-Sterne sprechen für das sensationelle Konzept von Dani García aus Málaga, der im Jahr 2022 bei den Restaurant & Bar Design Awards in der Kategorie Small Space zum Global Winner gekürt wurde.
In dem Lokal, das sich der Auszeichnung „schönstes kleines Restaurant der Welt“ rühmen kann, gelangt der Gast durch einen dunklen Korridor in einen vom Studio Astet entworfenen stimmungsvollen, exklusiven Raum, der ein Gleichgewicht zwischen Schlichtheit und Komplexität anstrebt. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik, sondern auch um das direkte Erleben des Orts, inspiriert vom japanischen Gestaltungskonzepts eines Gastraums. Dieser hier ist geprägt von schwarzen Ziegeln, Metall und Spiegeln ...
An den sechs Theken- und acht Speisesaalplätzen genießen Gäste eine Live-Küche in Form eines einheitlichen Menüs mit Schwerpunkt auf Feuer und Rauch. Die Küche steht unter der Leitung von Chefkoch Massimiliano Delle Vedove.
Paseo de la Habana, 33. SANTIAGO BERNABÉU. Tel. 680 40 42 57
Sardellen aus Bakio, Txangurro-Ravioli a la Donostiarra, gegrillter Steinbutt, Steaks vom alten Rind ... Rodrigo García am Herd und Nagore Irazuegi im Speisesaal sind die denkbar besten Gastgeber und stets darum bemüht, baskische Haute Cuisine in Madrid zu etablieren. Ihr Angebot richtet sich nach ihren eigenen Worten an „Genussmenschen“.
2023 belegten sie den 9. Platz auf der Liste der besten Neueröffnungen Europas, ein alljährlich von Opinionated About Dining erstelltes Verzeichnis, das zu den renommiertesten Rankings der Gastronomiebranche zählt.
Überall im Restaurant trifft man auf Schiefer, Kastanienholz und Wolle vom Latxa-Schaf. Diese edlen Materialien verweisen auf die Wurzeln, die starke Identität, spürbar in den beiden Räumen dieses Restaurants, das einen dauerhaften Eindruck hinterlassen will. Der Eingang ist übrigens eine Hommage an Eduardo Chillida.
Ronda de la Comunicación, 5. RONDA DE LA COMUNICACIÓN. Tel. 91 108 88 10
Eleganter Heuschober im Stil der charakteristischen Gebirgshütten der aragonesischen Pyrenäen, ergänzt durch einen modernen, urbanen Touch. Das 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernte Restaurant setzt vor allem auf Licht, aber auch auf wiederverwendetes Hartholz oder Materialien wie Wolle, Leder und Leinen. Polstermöbel verleihen dem Ganzen einen british touch. Aus der Kombination von spanischer Küche mit einheimischen Produkten und Grillfeuer entsteht eine interessante Speisekarte.
Eugenio Salazar, 56. CONCHA ESPINA. Tel. 620 09 98 81
Bestimmt erinnern sich viele Madrider noch an El Garaje Hermético im Stadtviertel Prosperidad, einen der großen Musiktempel der Movida-Jahre.
Seine ehemaligen Räumlichkeiten – eine Industriehalle im Stil des Brutalismus – beherbergen heute ein umweltbewusstes Restaurant mit Schwerpunkt auf lokalen Produkten und traditioneller Zubereitung durch handwerkliche Arbeit.
Sein spektakuläres Erscheinungsbild ist das Werk eines Teams unter der Leitung des Architekturbüros Selgascano und des Designers Andreu Carulla.
Die auf mehrere Etagen verteilten Räumlichkeiten sorgen für unterschiedliche Raumatmosphären rund um die Küche als von allen Seiten sichtbarer großer Mittelpunkt. Erhalten blieb die Dachkonstruktion aus schlanken Betonplatten und Stahlseilen, die nun mit Oberlichtern ausgestattet wurde.
Auf der gesunden Speisekarte stehen gebratene Auberginen, Hühnereintopf mit Pastete und gegrillter Wolfsbarsch.
Los Madrazo, 6. SEVILLA / BANCO DE ESPAÑA. Tel. 91 493 87 06
„Ein Besuch im Umiko ist eine Reise der Sinne, ein kulinarisches Erlebnis, das seinesgleichen sucht”. Das Restaurant unter der Leitung von Juan Alcaide und Pablo Álvaro Marcos kombiniert japanische Kochkunst mit der anderer Kulturen und kreiert daraus einzigartige Gerichte. Hier zählt jedes Detail, auch die Einrichtung. Besonders ins Auge stechen die farbenfrohen Wandmalereien von Okuda San Miguel oder die Lichtgestaltung, die für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt.
Sagasta, 29. ALONSO MARTÍNEZ. Tel. 91 827 75 81
Die Qualität der Gerichte steht an erster Stelle. So lautet das Motto dieses Lokals im Halbsouterrain eines über 100-jährigen Gebäudes im Viertel Chamberí. Geräucherter Reis mit Kürbis und Maitake, handgeangelter Tintenfisch, Steak Tatar mit geröstetem Bauernbrot …
Ein wahrhaft köstliches Restaurant mit Inneneinrichtung von Arquitecta invisible und Alejandra Pombo, deren Design auf zwei Konzepten - Schlichtheit und Zurückhaltung - beruht. Alles hier ist höchst dezent. So kann man nacheinander die Räume des Weinkellers, die Küche, die Gasträume und die Innenhöfe sehen und gleichzeitig die Beschaffenheit der Materialien, wie z. B. die Struktur des Verputzes, wahrnehmen.
Im Bemühen um Tageslicht wurden die Durchbrüche in den tragenden Wänden wieder geöffnet. Die antiken Stühle wurden restauriert, für die Tische verwendete man Holz aus Abbruchhäusern.
Conde de Xiquena, 2. COLÓN / BANCO DE ESPAÑA. Tel. 91 556 15 48 / 657 11 10 36
Eines der angesagtesten peruanischen Restaurants in Madrid, auf dessen köstlicher Speisekarte Tradition und Trend einhergehen. Hier hat man die Qual der Wahl zwischen Tintenfisch-Ceviche, Zackenbarsch-Tiradito mit Mandelcreme, Lomo Saltado … Ein Blick auf die Gerichte erklärt die enorme Schar der Anhänger, die aber auch seiner Einrichtung zu verdanken ist. Im Vordergrund stehen Keramik und Holz in perfekter Kombination mit dem sorgfältig gewählten Mobiliar. Die Wände des Lokals schmücken jede Menge Kunstwerke.
Bolsa, 12. SOL. Tel. 689 53 33 49
Die Speisekarte kombiniert die Vielfalt italienischer Aromen mit traditioneller spanischer Kochkunst, was in Gerichten wie Ochsenschwanzlasagne zum Ausdruck kommt.
Aber schauen wir uns doch einmal um. Ja, der Eindruck trügt nicht – wir sitzen in einer ehemaligen Barockkapelle aus dem 16. Jahrhundert mit noch erhaltenem Tonnengewölbe, die seinerzeit Teil der Kirche Santa Cruz war.
Ein fast geheimer Bereich des Lokals ist das Maldita Gioconda, das Cocktails und Kunst kombiniert.
Paseo de la Castellana, 52. GREGORIO MARAÑÓN / RUBÉN. Tel. 91 805 25 56
Lázaro Rosa-Violán gestaltete die Inneneinrichtung des Restaurants von Dani García, die mithilfe von 7000 Glühbirnen die Festbeleuchtung der Feria de Málaga nachahmt.
Ein Heißluftballon über der Theke macht deutlich, dass seine Speisekarte eine weitgereiste ist. Und die Skulptur eines Blauflossen-Thunfischs symbolisiert das Lieblingsprodukt des Küchenchefs.
Velázquez, 62 (BLESS Hotel Madrid). VELÁZQUEZ / SERRANO. Tel. 91 108 88 18
Spiegel mit Stachelrahmen, Käfige, eine steinerne Theke, dekorative Paneele aus Leder und Stoffen, fellbesetzte Möbel und ein riesiges goldenes Rhinozeros, das von der Decke hängt. Das alles erwartet Sie in diesem hedonistischen Restaurant mit japanischer Fusionsküche.
Barquillo, 8. BANCO DE ESPAÑA. Tel. 91 751 81 56
Schwarz und Grau sind die vorherrschenden Farbtöne in diesem Restaurant im Industriedesign mit runden Tischen und nordisch anmutenden Stühlen. Das Lokal steht unter der Leitung des argentinischen Küchenchefs Juan D’Onofrio, dessen nicht allzu lange Speisekarte durch eine große Auswahl an Käsesorten abgerundet wird.