Schmelztiegel der Kulturen und Traditionen, und gerade dadurch eines der traditionellsten Viertel von Madrid: das Viertel der Zuwanderer, die Madrid prägen, seit die Stadt zur Hauptstadt wurde.
Lavapiés bildet den südöstlichen Bereich der Madrider Innenstadt. Ebenso wie der Nachbarbezirk La Latina bewahren die engen, steilen und verwinkelten Gassen bis heute das mittelalterliche Flair eines Viertels, das hier seit 1561 außerhalb der Stadtmauer der neuen spanschen Hauptstadt heranwuchs.
Denn damals entwickelte Madrid einen unersättlichen Hunger nach Zuwanderern, nach neuen Arbeitskräften, und Lavapiés war das Viertel, das diese Menschen förmlich aufsog. Daher die typische Bauweise der Corralas, in denen sich kleine Wohungen an mehrstöckigen Galerien um einen gemeinsamen Innenhof gruppieren. Einen schönen Vertreter dieser Bauten finden Sie an der Ecke der Calles Tribulete und Mesón de Paredes.
Diese schon damals multikulturelle Mischung machte Lavapiés im 19. Jahrhundert zum idealen Schauplatz der Zarzuela. Für die volkstümlichen Themen dieser spanischen Form der komischen Oper war das Leben in den Hinterhöfen von Lavapiés und La Latina die ideale Thematik (etwa El barberillo de Lavapiés von Francisco Asenjo Barbieri).
Treffpunkt unterschiedlichster Kulturen ist Lavapiés bis heute. Das sieht man schon allein an der vielfältigen gastronomischen Szene des Viertels, die Spezialitäten aus der ganzen Welt bietet, aber auch sonst am kunterbunten kulturellen Angebot.
Das in einem Neomudéjar-Gebäude untergebrachte Kulturzentrum ist ein Forum innovativer künstlerischer Ausdrucksformen und unterschiedlichster Veranstaltungen. Dazu kommen ökologische und solidarische Kurse und Workshops. Im Sommer lädt seine Terrasse zum Verweilen ein und bei einem Café oder Drink das interessante Wochenendprogramm, sonntags mit Livemusik (Soundays) und samstags mit Open-Air-Kino, zu genießen.
Einer der drei Eckpunkte des sogenannten Golden Triangle of Art — oder auch Kunstmeile — beherbergt Werke von Dalí, Miró und Juan Gris rund um das Meisterwerk El Guernica von Picasso. Ein beeindruckender dreigeteilter Rundgang durch die Geschichte der zeitgenössischen spanischen Kunst. Das Bauwerk des Architekten Francisco Sabatini wurde von Jean Nouvel um ein Auditorium, eine Bibliothek und neue Ausstellungsräume erweitert. Bemerkenswert ist auch das Restaurant NuBel im eleganten, farbenfrohen Stil, in dem Saisonküche mit frischen Produkten vom Markt serviert wird.
Dieses Theater dient als Zweitsitz des Centro Dramático Nacional, dessen Programm zur Hälfte auf dieser Bühne gespielt wird. Es empfängt zudem ausländische Kompagnien.
Teatro Circo Price (Theater & Zirkus)
Die permanente klassische Zirkusarena siedelte 2002 zu ihrem heutigen Standort auf dem Gelände einer ehemaligen Keksfabrik um. Seither finden hier Zirkusveranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen, Workshops und die diversesten Shows in einer architektonischen Umgebung mit einer besonders guten Akkustik statt.
Filmoteca Española (Spanische Filmothek)
Die Filmoteca ist das historische Filmarchiv Spaniens. Sie besteht aus einer Bibliothek, einem Ausstellungsraum und dem Programmkino Cine Doré mit einem Programm für echte Cineasten. Das schöne Jugendstilgebäude der Filmoteca ist in den Mercado de Antón Martín integriert.
La Tabacalera
Die enorme historische Tabakfabrik der Tabacalera Española hat als duale kulturelle Einrichtung eine neue Bestimmung gefunden: einerseits als von der Anwohnergemeinschaft selbstverwaltetes Zentrum in dem zum anderen Ausstellungsräume des Kultusministeriums untergebracht sind.
Real Monasterio de Santa Isabel (Königliches Kloster Santa Isabel)
Das barocke Gebäude aus dem 17. Jahrhundert beherbergt ein Klausurkloster der Augustinnerinnen und eine Mädchenschule. Das Kloster begrenzt das Viertel im Südosten. Architekt der Kirche ist Gómez de Mora.
Escuelas Pías de San Fernando
Eines der bemerkenswertesten Gebäude der Gegend. Der im 18. Jahrhundert errichtete Bau beherbergt heute den Sitz der UNED (spanische Fernuniversität).
Palacio de Fernán Núñez
In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Atocha, in der Calle Santa Isabel, wurde dieser Stadtpalast vom Grafen de Cervellón zu einer der beeindruckendsten Residenzen Madrids aus Mitte des 19. Jahrhunderts umgestaltet.
Lavapiés bietet Besuchern die unterschiedlichsten Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere in Form kleiner traditioneller Läden. In zahlreichen Geschäften von Einwanderern kann man typische und exotische Produkte und Gewürze aus fernen Ländern kaufen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das kulturelle Angebot des Viertels ungemein positiv entwickelt. Rund um das Reina-Sofía-Museum entstanden zahlreiche Kunstgalerien unterschiedlicher Konzeption und machen die Gegend zu einem Hotspot moderner und innovativer Kunst. Eine davon ist die Galerie der berühmten Kunstsammlerin Helga de Alvear in der Calle Doctor Fourquet.
Haben Sie schon einmal Bücher nach Gewicht eingekauft? Die Buchgeschäfte des Markt San Fernando bieten diese originelle Art des Bücherkaufs. Daneben finden sich hier die traditionellen Anbieter mit einer großen Auswahl für Lebensmitteleinkauf und -verkostung.
Eine weitere Option ist der Mercado Antón Martín, ein weiteres Gebäude, das sich der Tendenz der Gourmet-Märkte anschließt. Neben Ständen mit frischen Produkten, gibt es hier eine Vielzahl von multikulturellen gastronomischen Spots (spanische, japanische, italienische, mexikanische, kolumbianische usw.).
Einer der charmantesten Läden dieser Gegend ist Planthae, ein Botanikshop, in dem exotische Pflanzen geboten werden aber auch eine wunderschöne Ausstellung und kunsthandwerkliche Keramik zu sehen sind.
Die kulturelle Vielfalt von Lavapiés prägt auch das gastronomische Angebot des Viertels. Nirgendwo in Madrid geht es so exotisch zu: chinesische, indische, koreanische, libanesische, marokkanische, afrikanische, lateinamerikanische und pakistanische Küche – und die Liste ließe sich noch fortsetzen. Habibi (libanesisch) ist eines der ältesten Restaurants in diesem Stadtviertel.
Die Terrassen und das Tapas-Essen sind zwei weitere Highlights im Viertel Lavapiés. Seine Straßen und Plätze bieten ein spektakuläres Ambiente für eine umfassende Tapas-Tour. Die Calle Argumosa – in der sich die Bar El Económico befindet – stellt eine der Hauptanlaufstellen für diese Aktivität dar, sowie auch die Plaza de Lavapiés und die umliegenden Straßen.
Jedes Jahr wir die Tapapiés veranstaltet, die Multikulturelle Tapas- und Musik-Route in Lavapiés, an der Händler und Marken dieser Gegend mit verschiedenen kulinarischen Beiträgen für ihre Besucher teilnehmen. Diverse Tapas, in denen die Küchen der ganzen Welt mit der Tradition und dem Esprit der spanischen Gastronomie verschmelzen, all das abgerundet von Open-Air-Konzerten und anderen Aktivitäten wie Ausstellungen und Gedichts-Rezitalen. Eine Route, die auch eine vegane Version mit veganen und glutenfreien Tapas bietet.
Einige traditionelle Tavernen und Bodegas, die bis heute überlebt haben, geben uns einen kleinen Einblick in das Leben der 70er Jahre in diesem Stadtviertel: Bodegas Alfaro, Taberna de Antonio Sánchez, la Taberna El Sur oder das jahrhundertalte Café Barbieri mit dem Charme der traditionellen Cafés des frühen 20. Jahrhunderts, in dem italienische Küche serviert wird. Unter den Newcomern empfehlen wir besonders Los Chuchis, Los Porfiados, Juan Raro oder das Café La Casa Encendida.
Ebenfalls in dieser Zone und gewiss einen Besuch wert sind das libanesische Restaurant Beirut und das galicische Restaurant O Pazo de Lugo in der belebten Calle Argumosa. Und das Restaurant La Nobia bietet traditionelle, aber neu erfundene Gerichte, eine freche, internationale und madrilenische Küche. Das Café Pavón verwöhnt seine Gäste mit Frühstück, Snacks, Tapas, Bier, Drinks und Cocktails. Das Restaurant Citynizer Plaza mit Terrasse serviert internationale Küche und am Wochenende einen Brunch und Cocktails.
Für Vegane oder vegetarische Küche bietet Lavapiészahlreiche Restaurants mit einer großen Auswahl an Gerichten ohne tierische Zutaten. Hier wird zudem Wert auf ökologische Erzeugung und Verarbeitung gelegt.
In Lavapiés finden sich auch einige wunderschöne Cafés: Cafelito oder Plántate. Hola Coffee, von Pablo Caballero und Nolo Botana, ist das trendige Lokal für alle, die richtig guten Kaffee lieben. Kaffees der dritten Generation, Frühstücke und Nachmittagssnacks... Hier brennen die Eigentümer den Kaffee, den sie bei kleinen Herstellern in Mittel- und Südamerika sowie aus Afrika kaufen, selber. Und dann ist da noch die Cafeteria Pum Pum Bakery mit speziellen Kaffees und hausgemachtem Brot und Croissants.
Auch das Unterhaltungsangebot in Lavapies ist geprägt von der kulturellen Vielfalt des Viertels. Bei der traditionsreichen Verbena de San Lorenzo kann man hier am 10. August rund um die gleichnamige Kirche einen Chotis tanzen, Ende Januar und Anfang Februar das chinesische Neujahr feiern. Feiertage der islamischen Bevölkerung wie Ramadan oder Opferfest, das indische Fühlingsfest Holi – verleihen dem Viertel ein buntes Ambiente der Toleranz und Integration, kurz: ein Miteinander von Madrilenen unterschiedlichster Traditionen und Herkunft.
Ein wichtiges Element des Kultur- und Freizeitangebots von Lavapiés ist das Theater. Im Viertel liegen das Valle-Inclán Theater, Sitz des spanischen Zentrums für Bühnenkunst. Daneben gibt es zahlreiche Einrichtungen für alternatives Theater.
In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Atocha und der Kunstmeile Paseo del Arte bietet das Hard Rock Hotel Madrid fünf gastronomische Bereiche an. Außerdem finden regelmäßig Live-Musik-Events statt und eine Lobby-Bar lädt zu einem Drink ein.
Das Nachtleben in Lavapiés ist sehr vielfältig und umfasst die unterschiedlichsten Szenarien. Stets sind es kleine Locations mit Veranstaltungen im kleinen Rahmen. Indie-Rock und Pop, Jazz, Reggae, Punk und auch Flamenco bilden den Soundtrack des Nachtlebens im Viertel. In viele Lokale bieten Live-Musik.
Die Sala Juglar, Traveler, Club 33 und Medias Puri – The Secret (bis 6 Uhr morgens geöffnet) dürfen auf Ihrem nächtlichen Zug durch diese Straßen nicht fehlen.