Wer genau hinhört, kann vielleicht ein „Wer ist dran?“ oder „Ein Glas Wein, bitte“ aufschnappen. Der Einkauf von Obst und Gemüse in den städtischen Markthallen ist völlig normal – inzwischen trifft man sich aber auch ganz selbstverständlich zum Essen in den zahlreichen Restaurants, die sich mittlerweile zwischen den traditionellen Ständen etabliert haben. In Madrid ein aktuell angesagter Gastro-Trend.
Veröffentlicht im esMADRIDmagazine Januar 2025
In den 21 Bezirken Madrids gibt es rund 45 städtische Markthallen, an deren Ständen sich die Anwohner täglich mit den besten regionalen Produkten eindecken können. In denselben Arkaden findet man Seite an Seite mit den Ständen immer häufiger auch Bars und Restaurants mit den unterschiedlichsten Angeboten. Einige dieser Lokale haben nur ein paar Tische, und wegen der großen Nachfrage muss man fast überall reservieren. Die Auswahl reicht von traditionell über orientalisch bis lateinamerikanisch – ein echtes Geschmackserlebnis!
Hier Essen gehen liegt stark im Trend, vor allem seit der Markt San Miguel im Jahr 2009 seine Pforten als Feinschmeckertempel wiedereröffnete. Seine Ursprünge liegen jedoch etwas weiter zurück: 1916 wurde er als Markthalle eingeweiht und aus dieser Zeit stammt auch sein noch ursprüngliches Eisengerüst, das ihn heute als einen der besten Vertreter der Madrider Eisenarchitektur auszeichnet. Auf dieser Kulinariktour machen wir uns nun auf die Suche nach Qualität und Originalität. Zuerst füllen wir unseren Einkaufskorb und lassen uns dann zum Essen nieder. Klingt gut, oder?
Vallehermoso, 36. Mercado de Vallehermoso. QUEVEDO / CANAL
Raw … und feurig! Das ist das Motto des venezolanischen Küchenchefs Rafael Bérgamo, der vor wenigen Monaten diese Raw Bar der Spitzengastronomie in einer der geschäftigsten Markthallen des Stadtteils Chamberí eröffnete. Zuvor hatte er bereits mit dem Kuoco 360º Food, einem der besten Madrider Fusionsrestaurants, und dem Hot Now, dessen Pizzen zu den bestbewerteten Spaniens gehören, Erfolge gefeiert.
In dieser neuen Bar, die Bérgamo zusammen mit seinem Partner Andrés Correa, ebenfalls aus Venezuela, und der für den Weinkeller verantwortlichen Polin Paula Prokopiak betreibt, steht das Produkt und dessen sorgfältige Bearbeitung mit viel Geschick im Mittelpunkt. Auf der Speisekarte wetteifern Ceviches und Tiraditos mit Croquetas enchupetadas (mit Rotgarnelen-Tartar, japanischer Mayonnaise und Huacatay), Austern auf Eis mit Zitronenscheibe und Thunfischtarteletten. Vom Grill gibt es einzigartigen Oktopus mit Thai-Pesto und Chimichurri-Sauce. Naschkatzen aufgepasst: Unbedingt Platz lassen für die süßen Köstlichkeiten.
Ayala, 28B. Mercado de la Paz. SERRANO
Wer auf der Suche nach einer besonderen kulinarischen Erfahrung ist, sollte nicht lange überlegen. In der charmanten Markthalle im Barrio de Salamanca, ganz hinten versteckt, erwartet die Gäste seit einem knappen Jahr ein peruanisches Street-Food-Erlebnis mit asiatischen und spanischen Einflüssen.
Wie gut zweite Kapitel sein können, demonstriert Küchenchef Roberto Martínez Foronda, der auch das ausgezeichnete Tripea in der Markthalle von Vallehermoso leitet. Mit etwas Glück erlebt man den Meister in der Küche – hier zaubert er bei vollem Einsatz eine hervorragende Chifa-Küche, die alle begeistert.
Zu seinen Spezialitäten gehören Wan Tan gefüllt mit Char siu (gegrilltes chinesisches Schweinefleisch), serviert mit Carbonara, die mit frischem Bauchspeck und Sahne zubereitet wird. Auch warme Ceviche mit Wok-Muscheln oder Chaufa-Reis nach nordperuanischer Art mit Rippenfleisch vom iberischen Schwein sind sehr beliebt. Und zum Abschluss vielleicht ein Maracuja-Cheesecake?
Ricardo León, 2. Mercado de los Mostenses. PLAZA DE ESPAÑA
Nur zwei Schritte von der Gran Vía und der immer belebteren Plaza de España entfernt, liegt diese im vergangenen Sommer eröffnete koreanische Taverne - eine echte Sensation. Ihr Betreiber Jinwon Yoon ließ sich mit diesem Lokal, dessen Name „Wurzel“ bedeutet, in Madrid, nieder. Highlight auf der Speisekarte ist in Stücke geschnittene und in würziger Sauce scharf angebratene Schweinshaxe, aber auch gekochtes Schweinefleisch in einer Brühe aus Doenjang (Sojabohnenpaste), Knoblauch, Zwiebeln, Lauch und Ingwer, serviert mit frischem Kimchi, ist nicht zu verachten.
Barceló, 6. Mercado de Barceló. TRIBUNAL
Jiaozi mit Blutwurst und Zwiebeln auf Chutney aus rotem Paprika, Jakobsmuschel mit Meeresfrüchte-Béchamelsoße, Wolfsbarsch mit Orangen-Couscous, Käsekuchen mit Honig und Thymian ... Das Degustationsmenü in diesem einzigartigen Bistro ist das Ergebnis einer langjährigen Liebe zur Kochkunst.
In diesem Lokal von Küchenchef Jesús García Almarcha ist Essen und Trinken ein Genuss. Seine Kreationen zeugen von einem gewissen französischen Stil, den er im Le Cordon Bleu erlernt hat, lassen aber auch andere Küchen der Welt anklingen. Eine Oase der Ruhe in der Markthalle, die dennoch deren ganze Atmosphäre ausstrahlt.
Plaza de San Miguel, s/n. Markt San Miguel. SOL / ÓPERA
Feuer und Flamme! Dieser Satz definiert bereits das gesamte Grundkonzept des zwanglosen Street-Meat-Restaurant im großen Gourmet-Tempel Madrids. Prr, so lernen wir, war das erste Wort, das der Mensch zur Beschreibung von Feuer verwendete. Auf dem Grill brutzeln wunderbar frische Picanha und entbeinte Tomahawk-Steaks, die wohl alle Fleischliebhaber begeistern. Auf der Speisekarte stehen auch Kutteln, Hot Dogs und Hamburger mit Brioche-Brötchen – inzwischen eine echte kulinarische Institution.
Alonso Cano, 10. Mercado de Chamberí. IGLESIA / ALONSO CANO
Ein einzigartiges kulinarisches Erlebnis voller Vielfalt und authentischer Aromen in gemütlicher Atmosphäre, die von der Markthallentradition und lateinamerikanischer Esskultur geprägt ist. Mit anderen Worten - eine gastronomische Sensation.
Das kleine, im April 2024 von Kolumbianer Genaro Celia und Argentinier Agustín Ezequiel Mikielievich eröffnete Lokal liefert einen starken Auftritt und rühmt sich, die besten Baos in ganz Madrid zu servieren. Seine Teigtaschen, gefüllt mit mexikanischem Birria-Eintopf, San Simón-Käse, Tamarillo-Chili und Basilikum sind ein Gedicht.
Augusto Figueroa, 24. Markt San Antón. CHUECA / BANCO DE ESPAÑA / GRAN VÍA
Ein echter Madrider Klassiker – das Restaurant La Ancha - in Kleinformat. Serviert werden Bier vom Fass und eine große Vielfalt an Tortilla-Tapas zu anderen „Sächelchen”. Was darf´s den dazu sein? Kutteln, in Essig eingelegte Sardellen, Garnelen in Knoblauch, Krabbensalat ... Durchweg ein Genuss!
Ibiza, 8. Mercado de Ibiza. IBIZA
Das Lokal zelebriert kulinarische Innovation mit außergewöhnlichen Techniken wie Tataki und Ceviche. Hier kommt man in den Genuss roher und halbroher Spezialitäten aus Zutaten höchster Qualität, die in maximal vier Schritten zubereitet werden.
Santa Isabel, 5. Mercado de Antón Martín. ANTÓN MARTÍN
Küchenchef Samy Ali Rando verließ das Sternerestaurant La Candela, und eröffnete diese Bar, wie er sie gerne nennt, um zu „kochen, was sich genauso anfühlt, wie das, was man fühlt“. Das Ergebnis sind unwiderstehliche Leckerbissen wie Suquet místico oder Morocco Pie und unwiderstehliche süße Köstlichkeiten wie Donut Del Desierto.