Der Frühling ist da! Zumindest scheint es so. Und genau das empfinden wohl auch viele der Bäume und Pflanzen, die immer wieder daran erinnern, dass Madrid eine grüne Stadt, eine der weltweit baumreichsten Städte mit zahlreichen Gärten und Parks ist. Zu diesen Anlagen gehören mehrere „Quintas“, also von adligen Familien als Erholungsgelände erworbene Landgüter in den damaligen Umlandgebieten von Madrid, nachdem Philipp II. die Stadt zum Sitz seines Hofes erklärte. Einige von ihnen sind noch erhalten ... und nach wie vor eine Augenweide! Von Silvia Roba
Zu dieser Jahreszeit besonders beliebt bei den Einheimischen ist die Quinta de los Molinos. Sie fragen sich wieso? Genau jetzt - wohlgemerkt - oder an einem der nächsten Tage ist nämlich der richtige Zeitpunkt für einen Besuch des Parks und den herrlichen Anblick einer quasi schneebedeckten Landschaft, hervorgerufen durch die blühenden Mandelbäume,von denen es hier enorm viele - rund 6000 Exemplare - gibt. Ihre weißen und rosafarbenen Baumkronen beflügeln unzählige Maler, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diesen einzigartigen Moment auf der Leinwand festzuhalten. Das Schauspiel ist nur einmal im Jahr geboten und dauert nur wenige Tage …
Nutzen Sie dieses faszinierende Erlebnis doch gleich für eine Entdeckungstour durch die Quinta de los Molinos, einen dieser fast geheimen Orte Madrids. Obwohl heute nur einen Katzensprung vom Stadtzentrum entfernt (in der Nähe der Metrostation Suanzes) lag diese Gegend früher im Umland der Stadt, in dem viele Adelsfamilien ihre Sommerresidenzen hatten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schenkte der Graf von Torre Arias dem Architekten César Cort ein Stück Land. Dieser kaufte zur Vergrößerung seines Anwesens weitere angrenzende Grundstücke hinzu und errichtete darauf mehrere Schlösschen, von denen eines heute das Kulturzentrum mit festem Kinder- und Jugendprogramm Espacio Abierto Quinta de los Molinos beherbergt. Es gibt Theater, Workshops, Programmreihen für kreativen Tanz ... Und zwei besonders coole Einrichtungen - die Urbanoteca mit Spielgelegenheiten im Freien und das Gartencafé, dessen Erzeugnisse von der Quinta Cocina, einer Ausbildungsstätte für von Ausgrenzung bedrohte Jugendliche, zubereitet werden.
In dem 25 ha großen Park mit ausgedehnten Baumbeständen findet man neben den berühmten Mandelbäumen eine Vielzahl von Baumarten wie Olivenbäume, Zedern, Platanen, Linden ... Durchstreift man ihn ziellos auf zahlreichen kleinen Wegen, trifft man hier und da auf Teiche, Brunnen, Fontänen ... und sogar einen Rasentennisplatz mit einer kleinen Tribüne drum herum, auf dem man natürlich nicht spielen kann. Apropos spielen ... wie wäre es dann mit der Suche nach den beiden Windmühlen, nach denen der Ort benannt wurde? Sie wurden um 1920 aus den USA eingeführt, um Wasser für die Parkbewässerung zu fördern.
Die Quinta de los Molinos ist nur eines der von adligen Familien als Erholungsgelände erworbenen Landgüter in den damaligen Umlandgebieten von Madrid, nachdem Philipp II. die Stadt zum Sitz seines Hofes erklärte. Ihre Blütezeit erlebten die meisten im 19. Jahrhundert, allerdings sind viele, darunter auch die von Francisco de Goya bewohnte Quinta del Sordo in Carabanchel Bajo heute nicht mehr erhalten. Andere können jedoch nach wir vor besichtigt werden. Hier nennen wir Ihnen einige:
Auch in diesem praktisch neben der Quinta de los Molinos (auch in der Calle de Alcalá) gelegenen Park gibt es etliche Mandelbäume. Die Anlage beherbergt insgesamt 51 unterschiedliche Baumarten, darunter eine 300 Jahre alte Steineiche! Sonntags finden hier Führungen unter Anleitung von Umweltpädagogen statt. Am besten ist allerdings, sich vorzustellen, wie einst das Leben im hiesigen roten Palast aussah. Nur schade, dass man nicht hinein kann! Es gab hier sogar einen Ankleideraum im persischen Stil …
Dieser Park im Stadtviertel Salamanca, eine echte Oase an der Stadtautobahn M-30, war eines der ersten im Osten Madrids errichteten Landgüter. Zunächst im Besitz des Königshauses, diente er ab dem 19. Jahrhundert dem Bürgertum als Freizeitstätte. Denn tatsächlich beherbergte das Gelände seinerzeit einen Vergnügungspark, der mit seinen Karussells und einer Achterbahn als „Neue Champs Elysées“ bekannt war. Das Wasser des dortigen Brunnens war bei den Madrider Bürgern sehr begehrt. Zu sehen gibt es etwa das Bécquer-Denkmal, eine Statue zu Ehren des Dichters Puschkin, Springbrunnen, Wasserfälle, einige kleine Teiche und ein Schlösschen. Seine berühmtesten Bewohner sind jedoch die frei im Park umherlaufenden Pfauen.
LA HUERTA DE LA SALUD
Dieser Park im Bezirk Hortaleza ist ein ehemaliges Erholungsgelände, dessen erste Besitzer die Herzöge von Frías waren. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb ihn der Jurist Pedro Tovar, der daraus eine Landwirtschafts- und Industrieanlage machte. Davon zeugt noch heute ein enormes Silo in Form eines mehreckigen Turms, der zu seiner Zeit großes Aufsehen erregte.