Als König Philipp II. Madrid zum dauerhaften Sitz seines Hofes machte, zogen viele Adlige und Aristokratenfamilien in die Stadt und gründeten in der Umgebung Landgüter, die im Laufe der Zeit zu ländlichen Residenzen für das höfische Freizeitvergnügen wurden. Einige davon sind heute Parks, in denen Geschichte und Natur Hand in Hand gehen.
Veröffentlicht im esMADRIDmagazine Februar 2025
Nutzen Sie dieses faszinierende Erlebnis doch gleich für eine Entdeckungstour durch die Quinta de los Molinos, einen dieser fast geheimen Orte Madrids. Obwohl heute nur einen Katzensprung vom Stadtzentrum entfernt (in der Nähe der Metrostation Suanzes) lag diese Gegend früher im Umland der Stadt, in dem viele Adelsfamilien ihre Sommerresidenzen hatten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schenkte der Graf von Torre Arias dem Architekten César Cort ein Stück Land. Dieser kaufte zur Vergrößerung seines Anwesens weitere angrenzende Grundstücke hinzu und errichtete darauf mehrere Schlösschen, von denen eines heute das Kulturzentrum mit festem Kinder- und Jugendprogramm Espacio Abierto Quinta de los Molinos beherbergt. Es gibt Theater, Workshops, Programmreihen für kreativen Tanz ... Und ein Gartencafé, dessen Erzeugnisse von der Quinta Cocina, einer Ausbildungsstätte für von Ausgrenzung bedrohte Jugendliche, zubereitet werden.
In dem 25 ha großen Park mit ausgedehnten Baumbeständen findet man neben den berühmten Mandelbäumen eine Vielzahl von Baumarten wie Olivenbäume, Zedern, Platanen, Flieder ... Durchstreift man ihn ziellos auf zahlreichen kleinen Wegen, trifft man hier und da auf Teiche, Brunnen, Fontänen ... und sogar einen Rasentennisplatz mit einer kleinen Tribüne drum herum, auf dem man natürlich heute nicht mehr spielen kann. Apropos spielen ... wie wäre es dann mit der Suche nach den beiden Windmühlen, nach denen der Ort benannt wurde? Sie wurden um 1920 aus den USA eingeführt, um Wasser für die Parkbewässerung zu fördern.
Zwischen Steineichen und Wasserfällen
Die Quinta de los Molinos ist nur eines der von adligen Familien als Erholungsgelände erworbenen Landgüter in den damaligen Umlandgebieten von Madrid, nachdem Philipp II. die Stadt zum Sitz seines Hofes erklärte. Sie waren zwar als Freizeitresidenzen gedacht, dienten aber auch landwirtschaftlichen Zwecken. Ihre Blütezeit erlebten die meisten im 19. Jahrhundert, allerdings sind viele, darunter auch die von Francisco de Goya bewohnte Quinta del Sordo in Carabanchel Bajo heute nicht mehr erhalten. Andere können jedoch nach wir vor besichtigt werden.
Mandelbäume gibt es auch in der Quinta de Torre Arias, einem praktisch neben der Quinta de los Molinos (auch in der Calle de Alcalá) gelegenen Park. Dieser erste Landsitz im heutigen Stadtteil Canillejas wurde um das Jahr 1580 vom ersten Grafen von Villamor erbaut und später mehrfach umgebaut.
Die Anlage beherbergt insgesamt 51 unterschiedliche Baumarten, darunter eine 300 Jahre alte Steineiche! Aber auch Flieder, Judasbäume mit herzförmigen Blättern, Photinien und vieles mehr kann man hier bewundern. Oft finden mittwochs und sonntags Führungen unter Anleitung von Umweltpädagogen statt. Am besten ist allerdings, sich vorzustellen, wie einst das Leben im hiesigen roten Palast mit seinem Uhrenturm ausgesehen haben mag. Nur schade, dass man nicht hineinkann! Es gab hier sogar einen Ankleideraum im persischen Stil.
Die Quinta de la Fuente del Berro im Stadtviertel Salamanca, eine echte Oase an der Stadtautobahn M-30, stammt aus dem 17. Jahrhundert und war eines der ersten Landgüter im Osten Madrids.
Zunächst im Besitz des Königshauses, diente das Anwesen ab dem 19. Jahrhundert dem Bürgertum als Freizeitstätte. Denn tatsächlich beherbergte das Gelände seinerzeit einen Vergnügungspark, der mit seinen Karussells und einer Achterbahn als „Neue Champs Elysées“ bekannt war. Heute präsentiert sich der Park in unterschiedlichen Höhenlagen rund um das zentrale Element Wasser – Teiche, Flüsschen, Wasserfälle und Fontänen durchziehen das gesamte Gelände.
Bei einem Spaziergang trifft man unter anderem auf zwei Denkmäler zu Ehren der Dichter Bécquer und Puschkin sowie ein Schlösschen. Seine berühmtesten Bewohner sind jedoch die frei im Park umherlaufenden Pfauen.
Zeugnisse der Vergangenheit
Das Casino de la Reina war ein Lustschloss mit weitläufigen — heute stark verkleinerten — Gartenanlagen, das die Stadt Madrid um das Jahr 1817 Königin Isabella von Braganza, der zweiten Ehefrau von König Ferdinand VII., schenkte. Es erstreckte sich über das spätere Gebiet zwischen Glorieta und Portillo de Embajadores, der Ronda de Toledo und der Ribera de Curtidores und liegt damit mitten im heutigen Stadtzentrum.
Die Anlage besitzt ein Kulturzentrum, das sogenannte Casita, mit einem Programmangebot für Kinder sowie eine Grünfläche mit über 200 Bäumen, darunter japanische Akazien, Kirschpflaumenbäume, Zürgelbäume und Papiermaulbeerbäume. Vorbei sind die Zeiten, in denen es hier ein Schlösschen, eine Orangerie, einen großen Flussarm mit Staudamm und zwei Ruderbooten sowie im höher gelegenen Teil einen Pavillon gab.
Im Bezirk Hortaleza liegt der Park Huerta de la Salud, dessen erste Besitzer die Herzöge von Frías waren. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb ihn der Jurist Pedro Tovar, der daraus eine Landwirtschafts- und Industrieanlage machte. Davon zeugt noch heute ein enormes Silo in Form eines mehreckigen Turms, der zusammen mit einem Getreidespeicher und einem Taubenschlag, die beide in den 1970er Jahren abgerissen wurden, seinerzeit großes Aufsehen erregte. Darauf saßen früher die Störche und kündigten den Anwohnern die Ankunft des Frühlings an. Heute beherbergt der Park ein Kulturzentrum.
Königlicher Rückzugsort
Die Quinta de Vista Alegre im Bezirk Carabanchel wurde 1802 erbaut, erlebte aber ihre Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Sommerresidenz von Maria Christina von Bourbon, der vierten Frau von Ferdinand VII. Später gehörte das Anwesen dem Markgrafen von Salamanca, der es für 2,5 Millionen Reales kaufte.
Das Schloss der Anlage, heute Sitz des Zentrums für Innovation und Bildung der Region Madrid, beherbergte eine wertvolle Kunstsammlung. Seit 2021 sind die Gärten für Besucher geöffnet. Von verschiedenen Architekten und Gärtnern für eine Reihe von Eigentümern im Laufe verschiedener Epochen entworfen, bilden sie zusammen ein außergewöhnlich vielfältiges Ensemble aus geometrischen Anlagen, Schattenbereichen, Zierflächen mit exotischen Pflanzen, sowie rustikalen Arealen, die landwirtschaftlichen Zwecken dienen. Hinzu kommen ein Platz mit Statuen, ein Flussarm und ein Blumengarten.
Das letzte der noch erhaltenen historischen Landgüter Madrids auf unserem Streifzug ist die Quinta del Duque del Arco aus dem Jahr 1717 in El Pardo. Der Garten – ein Entwurf von Claude Truchet – entstand nach den Vorstellungen von König Philipp V. im französischen Stil, weist jedoch auch spanische und italienische Merkmale auf. Die Anlage umfasst Terrassen, Skulpturen, einen Teich sowie mehrere später gepflanzte riesige Nadelbäume, die sofort ins Auge fallen. Beeindruckend ist auch das Schloss, das nicht öffentlich zugänglich ist und auf den ersten Blick unverkennbar dem Palacio de la Zarzuela ähnelt.